Der Verlust eines Kindes ist einer der schwersten Einschnitte im Leben – er erschüttert Familien tief und hinterlässt Wunden, die Zeit allein nicht heilen kann. Gerade in dieser existenziellen Not brauchen Eltern eine verlässliche und langfristige Unterstützung. Doch das deutsche Sozialsystem greift hier zu kurz: Leistungen laufen schnell aus, individuelle Hilfen fehlen, und die Bundesregierung verweist lediglich auf allgemeine Regelungen.
Die Bundestagsabgeordnete Simone Fischer hat die Bundesregierung mit einer schriftlichen Frage auf die besondere Situation verwaister Eltern aufmerksam gemacht:
„Ist der Bundesregierung eine Problemlage verwaister Eltern im Hinblick auf Nachsorgebehandlungen bekannt, und wenn ja, plant sie, deren finanzielle Absicherung sowie einen Rechtsanspruch auf Angebote der Rehabilitation für diese Zielgruppe langfristig zu gewährleisten, wenn ja, wie?“
Die Antwort der Bundesregierung ist enttäuschend: Statt konkreter Maßnahmen gab es lediglich Verweise auf allgemeine Reha-Regelungen, Paragrafen und Zuständigkeitsfragen. Ein spezifischer Blick auf die besonderen Bedürfnisse von Eltern, die ihr Kind verloren haben, fehlt völlig.
„Wer ein Kind verliert, erlebt einen der schwersten Schicksalsschläge seines Lebens. Trauerprozesse dauern Monate oder Jahre. Doch das Sozialsystem sieht für Betroffene nur kurzfristige Leistungen vor – danach fallen sie durch die Raster. Die Bundesregierung verweist auf Paragrafen, anstatt Lösungen vorzulegen. Damit lässt sie die Betroffenen allein“, kritisiert Simone Fischer.
Nach sechs Wochen endet die Lohnfortzahlung, Reha- und Nachsorgeprogramme laufen nach wenigen Monaten aus, Psychotherapieplätze sind knapp und werden häufig nur bewilligt, wenn Trauer als psychische Krankheit gilt. Simone Fischer betont: „Trauer kennt keine Fristen. Genau deshalb brauchen verwaiste Eltern endlich einen klaren Rechtsanspruch auf langfristige Nachsorge und psychosozialeBegleitung. Wer ein Kind verliert, darf nicht zusätzlich noch um Unterstützung kämpfen müssen.“
Hintergrund: Schon 2024 hatte Simone Fischer, noch in ihrer Funktion als Beauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg für die Belange von Menschen mit Behinderungen, gemeinsam mit dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Jürgen Dusel, die Reha- und Nachsorgeklinik in Tannheim besucht. Simone Fischer sagt: „Die dortigen Eindrücke zeigten, wie groß die Lücken im System sind. Damals wollten wir Verbesserungen anstoßen – jetzt greife ich das Thema erneut im Bundestag auf, weil es nicht liegen bleiben darf.“