Mein erster Termin im Wahlkreis führte mich zur TelefonSeelsorge Stuttgart e.V.
Herzlichen Dank für das interessante Gespräch, den offenen, ehrlichen Einblick in die Arbeit vor Ort.
Bereits beim Ankommen war spürbar, mit wie viel Herzblut hier gearbeitet wird. Ehrenamtlich. Rund um die Uhr. Immer erreichbar. Mit großer Wirkung.
Wenn Zuhören mehr bedeutet
In Stuttgart engagieren sich etwa 200 Menschen ehrenamtlich bei der TelefonSeelsorge – nehmen sich Zeit, hören zu, begleiten. Sie geben keine schnellen Ratschläge, sondern halten aus, was gesagt werden muss. Auf Augenhöhe – mit Respekt, Offenheit und ganz viel Menschlichkeit.
Die ehrenamtlich Mitwirkenden kommen aus ganz unterschiedlichen Lebensphasen und Alters – von Anfang 20 bis Mitte 80. Die Vielfalt ist eine große Stärke. Denn auch die Anrufer:innen sind ganz unterschiedlich: Jugendliche mit Sorgen um ihr Körperbild, Erwachsene mit Depressionen, ältere Menschen, die einsam sind. Und leider auch immer wieder Menschen mit Suizid-Gedanken.

Mentale Gesundheit – ein wachsendes Thema
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Mehr als 13.000 Telefongespräche im Jahr, dazu rund 1.300 Kontakte per Mail und Chat. Seit der Corona-Zeit sind psychische Belastungen deutlich gestiegen – vor allem bei jungen Menschen. Und es wird nicht weniger.
Die TelefonSeelsorge ist oft die letzte oder die erste Anlaufstelle, wenn sonst niemand da ist. In ganz seltenen Fällen (etwa fünf Mal pro Jahr) begleiten die Mitarbeitenden sogar Notrufe, bis Rettungskräfte eintreffen. Auch das gehört zur Realität.
Was nehme ich politisch mit?
Ich nehme aus diesem Besuch viele Eindrücke und klare Aufgaben mit. Die TelefonSeelsorge ist ein System, das funktioniert – aber es steht unter Druck.
- Die Finanzierung ist in Stuttgart aktuell stabil, doch das gilt nicht für alle Regionen. Außenstellen stehen vor Kürzungen.
- Die Zuständigkeiten zwischen Kommunen, Land und Bund sind oft unklar – das erschwert gezielte Unterstützung.
- Es braucht neue Förderstrukturen – zum Beispiel über Quartiersarbeit, Stiftungen oder kommunale Beteiligung.
- Öffentlichkeitsarbeit sollte stärker unterstützt werden, damit gerade jüngere Menschen die Angebote besser kennen.
Ich werde diese Punkte mitnehmen – in Gespräche mit Kolleg:innen, in Ausschüsse und in die Arbeit im Bundestag.
Wer Hilfe braucht, bekommt sie. Immer.
Wenn Sie selbst jemanden zum Reden brauchen – oder einfach nicht weiterwissen:
Die TelefonSeelsorge ist rund um die Uhr erreichbar – anonym, kostenfrei und offen:
📞 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
💻 www.telefonseelsorge.de
Danke an das gesamte Team der TelefonSeelsorge Stuttgart für ihre wichtige Arbeit und ihre Menschlichkeit.